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Pleite des Kindergartenvereins Hokus Pokus

In der Ausgabe vom 02.09.1999 des Kölner Stadtanzeigers wird festgehalten, daß die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Millionenpleite des Kindergartenvereins Hokus Pokus kurz vor dem Ende stünden. Wie die Staatsanwaltschaft mitgeteilt habe, solle die Mitgründerin und Macherin des Trägervereins mit seinen sieben Kindertagesstätten wegen Nichterfüllung von Sozialleistungen angeklagt werden. Die Ankläger würden ihr vorwerfen, für die etwa 100 Mitarbeiter des Vereins über Jahre hinweg insgesamt fast eine halbe Million DM Sozialversicherungsbeiträge nicht gezahlt zu haben. Die Beschuldigte habe dies auch zugegeben, sagt so Oberstaatsanwalt Raupach, der den Straftatbestand (bis zu fünf Jahren Haft) als äußerst schwerwiegend bezeichnete.

Nicht bestätigt hätte sich jedoch der Verdacht der Untreue. Die Ermittlungen hätten keine Hinweise ergeben, daß die Beschuldigte einen Teil der 90 %-tigen Zuschüsse der Stadt (4,5 Million DM jährlich) an den sieben Kindertagesstätten vorbeischleuste, um sie in die Kanäle ihrer Firma versickern zu lassen. Nach den bisherigen Ermittlungen sei das Kapitel Hokus Pokus eine Geschichte über das wirtschaftliche Chaos. Die Beschuldigte habe pädagogisch zwar sehr gute Ansätze und Ideen gehabt, hieß es bei der Staatsanwaltschaft, aber von Buchführung hätte sie keine Ahnung. Öffentliche Zuschüsse und Geld von Privatfirmen, die damit Kindergartenplätze gekauft hätten, seien zerronnen. Die inoffizielle Vereinschefin, die nie den Titel einer Geschäftsführerin des Vereins gehabt habe, habe die Geschäfte Ihrer Firma und des Vereins aus einer großen Kasse betrieben und habe einfachste Grundregeln zur Führung eines Geschäfts nicht beachtet, so Oberstaatsanwalt Raupach. In ihren tagelangen Vernehmungen habe sie jegliches Unrechtsbewußtsein vermissen lassen. Ihr sei das Pädagogische wichtig gewesen, dies habe sie die Ermittler wissen lassen, da konnte sie sich nicht auch noch um die Buchführung kümmern. Als der Verein in finanzielle Schieflage geraten sei, habe sie aus eigenen Mitteln sogar noch 100.000 DM zugeschossen. Es half nichts. Im Herbst 1998 sei für den Verein Konkurs angemeldet worden. Bei der insolvenzstrafrechtlichen Aufarbeitung der Kindergartenpleite habe sich auch die Stadt überaus schwer getan, es seien bei den städtischen Mitarbeitern auch nach den langen Ermittlungen auf Bitten der Staatsanwaltsschaft nicht feststellbar, ob der Verein in den Jahren 1995 bis 1998 korrekt abgerechnet habe.

In der gleichen Zeitung wurde kurz darauf auch berichtet, daß die Gläubiger im Insolvenzverfahren des zahlungsunfähigen Kindergartenvereins Hokus Pokus schlechte Karten hätten. Nach Angaben des Konkursgerichts seien 2.000.000 DM an Forderungen angemeldet worden. Auch wenn der Insolvenzverwalter nur nahezu die Hälfte aller Forderungen anerkannt habe, würden die Gläubiger völlig leer ausgehen. Das Ermittlungsverfahren gegen die Mitgründerin von Hokus Pokus und die langjährige Organisation des Vereins strebe indes seinem Ende zu. Von den Betrugsvorwürfen bliebe am Ende einzig, daß in den letzten drei Monaten wegen schludriger Geschäftsführung für die 100 Mitarbeiter von Hokus-Pokus zwischen 380.000 bis 500.000 DM Sozialabgaben nicht abgeführt seien. Rechtsanwalt Frank Langen erklärte inwieweit seine Mandantin allein oder etwa auch der Vereinsvorstand Schuld habe, müsse noch geklärt werden.